ADHS-Medikation bei Kindern: Eine Entscheidung, die Zeit braucht

ADHS-Medikation bei Kindern: Eine Entscheidung, die Zeit braucht

9 Min. Lesezeit

Ein Erfahrungsbericht von Thorsten von Calmi - für Eltern, die gerade nicht sicher sind.

Wenn Eltern zum ersten Mal die gesicherte Diagnose ADHS für ihr Kind erhalten, beginnt oft ein langer Weg voller Fragen, Unsicherheit – und manchmal auch Zweifel. Eine der schwierigsten und sensibelsten Entscheidungen auf diesem Weg ist die Antwort auf die Frage:

„Sollen wir Medikamente ausprobieren?“

Diese Frage wird selten leichtfertig gestellt. Viele Eltern nehmen die Verantwortung sehr ernst – sie wollen ihr Kind nicht verändern, sondern entlasten. Denn Entlastung ist das, was die ganze Familie oft am nötigsten braucht. Und doch bleibt oft das Gefühl: Was, wenn wir das Falsche tun?

Ich erinnere mich gut an diesen Moment. Die damalige Klassenlehrerin meines Sohnes sagte damals:

„Um Gottes willen, tun Sie ihm das nicht an.“

Das hatte mich getroffen und ich war zutiefst verunsichert. Was, wenn sie recht hat? Ich wollte doch das Richtige für meinen Sohn tun.

Was die Forschung über ADHS-Medikamente sagt

Mehrere Metaanalysen zeigen eine eindeutige Wirksamkeit von ADHS-Medikamenten, insbesondere bei Stimulanzien wie Methylphenidat (z. B. Ritalin) oder Lisdexamfetamin (z. B. Elvanse). Sie senken die Kernsymptome der ADHS, insbesondere Unaufmerksamkeit, Impulsivität und motorische Unruhe, mit Effektstärken, die im klinisch relevanten bis hohen Bereich liegen (0,8 bis über 1,0). Das bedeutet: Die Wirkung ist statistisch gesehen groß und in der Praxis deutlich spürbar. Diese Effektstärke (Cohen’s d) beschreibt, wie stark sich die Symptome bei Kindern mit Medikation im Vergleich zu denen ohne Behandlung verbessern. Medikamente wie Atomoxetin oder Guanfacin gelten ebenfalls als wirksam, aber in Bezug auf die Kernsymptome zum Teil etwas weniger effektiv als Stimulanzien.

Wichtig: Medikamente ersetzen keine guten Beziehungen, keine liebevolle Begleitung und keine Struktur. Aber sie können helfen, dass ein Kind die Kontrolle über sich selbst zurückgewinnt, wo vorher Kontrollverlust war. Die Medikamente wirken nur auf die Kernsymptome und nicht auf Begleitsymptome wie z. B. oppositionelle Störungen, die, je nach Verlauf, unterschiedlich ausgeprägt sein können. In vielen Fällen gehen die Begleitsymptome ebenfalls zu Lasten der Lebensqualität.

 

Unsere persönliche Erfahrung

Wir bei Calmi kennen diese Entscheidung nicht nur aus der Theorie, sondern auch aus eigener Erfahrung. Als mir eine Medikation für meinen Sohn empfohlen wurde, war ich zunächst sehr skeptisch. Ich sprach mit mehreren Fachleuten, suchte Studien, Meinungen und Erfahrungsberichte. Ich wollte eine informierte Entscheidung treffen und zu 100% dahinterstehen.

Zwei Dinge überzeugten mich schließlich, es zumindest auszuprobieren:

Die Warnung vor Folgeschäden, die durch eine unbehandelte ADHS entstehen können: 

“Ja, die Medikamente können auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Die sozialen Folgen einer unbehandelten ADHS können jedoch weitaus gravierender für ihren Sohn sein.”

Diese wahren Worte des behandelnden Arztes in der Klinik, in der Kosta damals seine Diagnose bekam, haben in mir etwas Entscheidendes bewirkt. 

Zu den möglichen Folgen einer unbehandelten ADHS gehört die Entwicklung komorbider Störungen, also die Entwicklung verschiedener Störungsbilder, die gemeinsam auftreten können. Und diese sind weitaus gravierender und schädlicher, als sich viele Eltern vorstellen können, wenn zu einem primären Störungsbild wie ADHS auch noch oppositionelles Verhalten oder Depression hinzukommen. Die größten Schwierigkeiten, die Kosta in der Schule damals hatte, waren soziale Themen aufgrund der Begleitsymptome, die damals ziemlich ausgeprägt waren. Und ich wollte nicht, dass sich diese Probleme weiter verschlimmern.

Die ruhige Haltung eines ADHS-erfahrenen Erziehungsbeistands, der sagte: 

“Ich habe selber ADHS und nehme keine Medikamente. Ich kenne Kinder und Jugendliche, denen es hilft. Probier es aus. Dann kannst du es besser einschätzen, ob es Kosta hilft.“

Nach der Entscheidung, es auszuprobieren, begannen wir mit Guanfacin. Die ersten Wochen waren schwierig für uns. Mein Sohn wirkte wie ein Schatten seiner selbst. Aber nach Anpassung der Dosis und einem darauf eintretenden Gewöhnungseffekt kam er zunehmend in seine Kraft. Dennoch reichte die Wirkung nicht für den Schultag – also wechselten wir auf ein Amphetaminpräparat. Seitdem sind die Fortschritte deutlich – schulisch, sozial und emotional.

Was euch zusätzlich Mut machen kann: in der heute immer noch bedeutsamen MTA-Studie, der bisher größten Langzeitstudie zur ADHS-Behandlung, zeigte sich ganz deutlich:

Medikamente allein wirken am stärksten auf die Kernsymptome von ADHS — aber die besten und nachhaltigsten Erfolge erzielen Kinder, wenn Medikamente und Verhaltenstherapie zusammenwirken.

Das hat mir geholfen, unsere eigene Haltung klarer zu sehen: Wir wollten nicht nur Symptome dämpfen, sondern Kosta helfen, neue Fähigkeiten aufzubauen. Und genau dafür sind Medikamente oft eine Brücke — sie schaffen erst die Grundlage, damit ein Kind wieder Lern- und Beziehungserfahrungen machen kann.

Warum Medikamente überhaupt infrage kommen

ADHS ist mehr als „ein bisschen zappelig sein“. Es ist ein abweichendes Aufmerksamkeits- und Aktivitätsprofil, das in vielen Fällen zu erheblichen Belastungen führt, ob in der Schule, in der Familie oder in Freundschaften. Ohne Behandlung steigt das Risiko für zusätzliche Probleme.

Eine Studie von Taurines et al. (2010) zeigt, dass viele dieser Begleiterkrankungen nicht gleichzeitig mit ADHS auftreten, sondern sich im Laufe der Zeit entwickeln. Dies bedeutet, dass eine frühzeitige und gezielte Behandlung von ADHS helfen kann, die Entstehung weiterer psychischer oder körperlicher Störungen zu verhindern oder abzumildern.

Je früher eine gezielte Behandlung beginnt, desto größer ist die Chance, negative Entwicklungsverläufe zu verhindern. Eine alleinige Verhaltenstherapie hat laut aktuellen Studien kaum einen Effekt auf die Kernsymptome der ADHS. Sie hilft jedoch nachweislich bei begleitenden sozialen oder emotionalen Problemen.

Die häufigsten Entwicklungen von komorbiden Störungen sind:

  • Störung des Sozialverhaltens, auch mit oppositioneller Störung
  • Angststörung
  • Affektive Störungen (z.B. Depression)
  • Ausscheidungsstörungen (z.B. Bettnässen)
  • Mediensucht

Was Medikamente leisten können – und was nicht

ADHS-Medikamente beeinflussen nachweislich die Signalübertragung im Gehirn, insbesondere über Dopamin- und Noradrenalin-Systeme. Sie verbessern die Reizweiterleitung und helfen damit, Reize besser zu filtern und Handlungen gezielter zu steuern. Das führt oft zu mehr Konzentration, besserer Impulskontrolle und emotionaler Stabilität.

Aber:

  • Sie heilen ADHS nicht.
  • Sie verändern kein Kind grundsätzlich.
  • Sie wirken nicht auf soziale Schwierigkeiten, die auf Störungsbilder wie z. B. Autismus oder eine Störung des Sozialverhaltens zurückgehen.

Und doch können Medikamente in vielen Fällen etwas Entscheidendes bewirken:

Medikamente und Lebensqualität – was das wirklich bedeutet

Die Lebensqualität eines Kindes mit ADHS ist häufig stark eingeschränkt. Viele betroffene Kinder erleben:

  • ständige Misserfolge in der Schule
  • Frust über das eigene Verhalten
  • Konflikte mit Eltern, Lehrer:innen oder Gleichaltrigen
  • das Gefühl, “falsch” zu sein und von anderen gemieden zu werden.

Genau hier setzen Medikamente an – nicht um ein Kind zu verändern, sondern um ihm Zugang zu sich selbst zu ermöglichen. Studien zeigen, dass eine wirksame Medikation:

  • das Risiko für depressive Entwicklungen senken kann
  • die soziale Integration verbessert
  • Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl steigern.

Ein gut eingestelltes Medikament kann den Alltag leichter machen – für das Kind, aber auch für sein Umfeld. Es bedeutet nicht, dass die Herausforderungen verschwinden, aber sie können von allen Beteiligten besser bewältigt werden.

Lebensqualität bedeutet:

  • Abends nicht das Gefühl zu haben, wieder versagt zu haben, sondern sich über positive Erlebnisse freuen zu können.
  • In der Pause Freunde zu haben – und zu behalten, statt ausgegrenzt zu werden.
  • Aufgaben im Unterricht zu schaffen, ohne ständig gestört oder gemaßregelt zu werden, statt als Klassenkasper oder Störenfried aufzutreten.
  • Nicht permanent anecken, sondern dazugehören und Teil der Gemeinschaft zu sein.

Das ist es, wofür Medikamente die Grundlage schaffen können.

In Anbetracht der Tatsache, dass ADHS den Betroffenen nicht nur Vorteile, z.B. in Bezug auf Kreativität, mit sich bringt, sondern auch handfeste Nachteile (z.B. eine verringerte Lebenserwartung - Männer 6,8 Jahre und Frauen 8,6 Jahre), sollte der Punkt Lebensqualität besondere Beachtung finden.

Risiken und Nebenwirkungen

Wichtig: Eine Medikation bedarf unbedingt fachärztlicher Beratung und Begleitung. Jedes Kind und jeder Erwachsene muss vorher gründlich untersucht werden. Auch Vorerkrankungen spielen eine große Rolle.

Wie bei fast allen Medikamenten gibt es auch bei der Medikation für ADHS unerwünschte Nebenwirkungen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen ein verminderter Appetit, Schwierigkeiten beim Einschlafen, erhöhte Reizbarkeit und in seltenen Fällen auch depressive Verstimmungen, Bluthochdruck oder verlangsamtes Wachstum.

Die meisten Nebenwirkungen lassen sich über Dosisanpassungen oder Wechsel des Präparats gut steuern. Das ist auch der Hauptgrund, warum eine enge, ärztliche Begleitung gerade am Anfang unumgänglich ist.

Wie eine medikamentöse Behandlung im Alltag konkret erlebt wird, kann sehr unterschiedlich sein – und kann auch Herausforderungen mit sich bringen. Aus Berichten von Familien und aus Praxiserfahrungen lassen sich jedoch typische Muster erkennen, die wir hier beispielhaft zusammenfassen möchten.

Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass der Einstieg in eine medikamentöse Behandlung bei ADHS nicht immer reibungslos verläuft. Gerade in den ersten Wochen kann es zu Nebenwirkungen kommen, die auf Eltern zunächst verunsichernd wirken können. Je nach Wirkstoff kann das betroffene Kind anfangs sehr ruhig, in manchen Fällen fast wie ausgewechselt erscheinen. Auch emotionale Reaktionen wie Traurigkeit oder Reizbarkeit sind möglich, insbesondere bei Dosisanpassungen.

Hier sind Geduld und eine enge, ärztliche Begleitung entscheidend. Oft bessern sich diese Anfangseffekte nach einer gewissen Gewöhnungsphase deutlich. Ärzt:innen empfehlen in solchen Fällen, Dosierungen behutsam anzupassen und mögliche Veränderungen sorgfältig zu beobachten.

Oft wird die Medikation zunächst zur Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit im Unterricht eingesetzt. Es kommt vor, dass die Wirkung trotz erhöhter Dosis nur für einen Teil des Schultages ausreicht. Gemeinsam mit den behandelnden Fachkräften wird dann geprüft, ob eine Anpassung des Präparats oder ggfs. eine erneute Anpassung der Dosierung sinnvoll ist.

Auch die Wahl des geeigneten Medikaments kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Während einige Kinder gut mit Methylphenidat zurechtkommen, reagieren andere empfindlich auf Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit oder Rebound-Effekte und profitieren daher eher von Alternativen wie Lisdexamfetamin, Guanfacin oder anderen Wirkstoffen. Als Rebound-Effekt bezeichnet man das Phänomen, dass nach dem Nachlassen der Wirkung von ADHS-Medikamenten – insbesondere bei Stimulanzien wie Methylphenidat – die ADHS-Symptome zeitweise verstärkt zurückkehren können.

Typisch ist, dass am Ende der Wirkdauer plötzliche Unruhe, Impulsivität, emotionale Gereiztheit oder sogar Traurigkeit und Frustration auftreten, und dass diese Symptome teils stärker als vor der Medikamenteneinnahme sein können.

Dies liegt daran, dass das Gehirn sich während der Wirkphase an die veränderte Neurotransmitter-Situation (insbesondere Dopamin und Noradrenalin) gewöhnt. Wenn die Wirkung abrupt abfällt, gerät das Gleichgewicht vorübergehend aus dem Takt. Der Rebound-Effekt ist zeitlich begrenzt und ist kein Anzeichen für eine grundsätzliche Unverträglichkeit des Wirkstoffs.

Der Verlauf einer ADHS-Behandlung ist selten linear. Es gibt Fortschritte und Rückschritte. Entscheidend ist, dass positive Erfahrungen ermöglicht werden: soziale Integration, die Fähigkeit, sich im Unterricht zu konzentrieren, und ein zunehmendes Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Eine gut eingestellte Medikation, kombiniert mit verlässlicher ärztlicher Begleitung und weiteren unterstützenden Maßnahmen, kann Kindern mit ADHS wertvolle neue Handlungsspielräume eröffnen — im schulischen wie im sozialen Umfeld.

Neben der Wahl des richtigen Wirkstoffs und der optimalen Dosierung gibt es noch einige andere Dinge, die herausfordernd sein können:

  • Spontanes Reisen kann schwierig werden, sofern die Medikamente unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.
  • Das Absetzen ist bei einigen Medikamenten nicht sofort möglich, sondern es muss ausgeschlichen werden.
  • Essen trotz Appetitlosigkeit ist eine Herausforderung für alle und kann zum Problem werden, wenn das Kind zu stark abnimmt oder nicht genug zunimmt.
  • Der Rebound-Effekt kann in einigen Fällen heftig ausfallen und fordert ein besonderes Verständnis dafür, was gerade in dem Kind vorgeht.

Elterntraining: Warum eure Haltung den größten Unterschied macht

So wirksam Medikamente für die Kernsymptome von ADHS sein können — sie ersetzen niemals die elterliche Beziehung oder die Dynamik im Alltag.

Studien zeigen klar: Elterntraining hat zwar keinen bedeutsamen Einfluss auf die Kernsymptome der ADHS, jedoch auf die Begleitsymptome. Es ist eines der wirksamsten Elemente, um die Lebensqualität und das sozial-emotionale Verhalten von Kindern mit ADHS zu verbessern. Dabei geht es nicht primär um Techniken für das Kind, sondern um die Bereitschaft der Eltern, an sich selbst zu arbeiten.

Nichts verändert das Verhalten von Kindern so schnell und nachhaltig, wie wenn Eltern ihr eigenes Verhalten ändern.

Das bedeutet zum Beispiel:

  • eigene Erwartungen zu überprüfen
  • die eigenen Trigger kennenzulernen
  • die eigentlichen Ziele hinter dem Fehlverhalten zu erkennen
  • Reaktionen bewusst zu steuern
  • positives Verhalten konsequent zu verstärken
  • zu lernen, Eskalationen zu vermeiden
  • eine klare, liebevolle Führung zu bieten

Kinder mit ADHS reagieren besonders sensibel auf die emotionale Grundhaltung ihrer Eltern. Gelassene, strukturierte und gleichzeitig empathische Eltern können einen Rahmen schaffen, in dem ihr Kind sich deutlich besser regulieren und entfalten kann.

Medikamente schaffen physiologische Voraussetzungen für mehr Steuerungsfähigkeit. Elterntraining gestaltet den emotionalen und sozialen Raum, in dem Kinder diese Fähigkeiten üben und verankern können.

Beides zusammen — Medikamente und elterliche Veränderungsbereitschaft — eröffnet Kindern mit ADHS oft erst die Chance auf echte Fortschritte und mehr Lebensqualität.

In den meisten modernen, multimodalen Therapieansätzen wird genau dieses Zusammenspiel von Medikamenten und Elterntraining als Goldstandard empfohlen.


Ein Leitfaden für Eltern – Schritt für Schritt zur informierten Entscheidung

  1. Informationen sammeln:
    Vertraut nicht allein auf Meinungen. Lest aktuelle Leitlinien, Studien, fragt nach evidenzbasierten Einschätzungen.

  2. Das eigene Kind beobachten:
    Wann leidet es besonders? Welche Situationen bringen es regelmäßig an seine Grenzen?

  3. Ein qualifiziertes Gespräch führen
    Unbedingt mit einer Fachärztin/einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Fragt nach konkreten Optionen, Alternativen, Nebenwirkungen.

  4. Sorgen und Hoffnungen benennen:
    Klar benennen, was euch bewegt – so kann euch gezielter geholfen werden.
  5. Einen Testzeitraum vereinbaren:
    Medikation ist keine Einbahnstraße. Plant gemeinsam mit Fachkräften eine befristete Erprobung.

  6. Das Kind einbeziehen:
    Erklärt altersgerecht, was ihr vorhabt und warum. Holt euer Kind mit ins Boot – Zustimmung verbessert die Wirkung deutlich.

  7. Regelmäßige Reflexion und Kontrolle:
    Passt die Dosis noch? Hat sich etwas verändert? Funktioniert das Mittel für Schule und Alltag?


Fazit: Eine gute Entscheidung braucht Wissen – nicht Mutmaßungen

Medikamente sind kein Allheilmittel – aber in vielen Fällen ein wirksames Werkzeug, aber nicht immer auf Anhieb. Manchmal braucht es verschiedene Versuche, um das richtige Mittel zu finden.

Wenn sie Teil eines sinnvollen und gut strukturierten Gesamtkonzepts sind, können sie einen entscheidenden Beitrag leisten, um den Unterschied zu machen.

Kosta wird heute nicht mehr ausgeschlossen, sondern wird immer mehr Teil der Klassengemeinschaft. Er hat gute und enge Freundschaften geknüpft und profitiert von seinen positiven Erfahrungen.

Wir als Eltern haben den Zustand der ständigen Überforderung hinter uns gelassen und schauen wieder mit Zuversicht in eine positive Zukunft.

Vielen Kindern fällt es nicht leicht, sich in unserem Schulsystem zurechtzufinden. Kindern mit ADHS fällt dies oft ganz besonders schwer. In der Schule spielen die Stärken dieser Kinder oft keine große Rolle, während ihre Schwächen schonungslos offengelegt werden. Daher ist es notwendig, diesen Kindern die dringend benötigten Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie brauchen, um gut durch die Schulzeit zu kommen. Von elementarer Bedeutung sind die Eltern, und eine Medikation kann eines dieser Werkzeuge sein, die das Kind zusätzlich unterstützen.

Was auch immer ihr entscheidet – trefft die Entscheidung aus informierter Überzeugung!


Quellen und weiterführende Studien:

MTA-Studie (1999–2004): Vergleich Verhaltenstherapie vs. Medikation
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10519500/

Taurines et al. (2010): Developmental comorbidity in attention-deficit/hyperactivity disorder: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21432612/

Sonuga-Barke et al. (2013): Meta-Analyse zu Elterntraining:  https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24216215/

Cortese et al. (2018): Network meta-analysis on ADHD medications: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30168079/

Cortese et al. (2024): Medication for ADHD and quality of life: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38861618/

Romanos et al. (2025): Klinische Erfahrungsdaten zu ADHS-Medikation, Vortrag ADHS Deutschland e.V. - internes Transkript: https://www.youtube.com/watch?v=Pj0qmB3TMVI&t=1212s


 

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